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Unbekömmlicher Häckerling

Im Deutschen Wörterbuch der Gebrüder Grimm können wir lesen, dass man unter Häckerling „klein gehacktes oder geschnittenes stroh“ versteht. Die kleinen Buchstaben bei den Substantiven sind korrekt; die Grimms waren überzeugte Kleinschreiber. Aber weiter zum Häckerling: Da „das wort ein collectivum ist, so ist ein plural selten“. Der Häckerling sei ein „product der hacke“, wird also von einem „Hacker“ oder „Häcker“ erzeugt.

Man kann den Häckerling – insbesondere in schlechten Zeiten, aber vielleicht auch schon in guten – unter das Futter der Pferde mengen und so eine Art Subprime-Futter herstellen. Ob es ihnen schmeckt und auf Dauer bekommt, ist nicht bekannt.

In Redensarten, sagt der Grimm, „ist häckerling das sinnbild einer wenig werten, geringen und leichten sache“. Derlei Geringes oder Nebensächliches gab es damals und gibt es heute – auch im Internet, wie wir wissen. Texte in Blogs (wie diesem) gehören bestimmt nicht zu den wertvollsten schriftlichen Äußerungen; sie entstehen beiläufig und aus aktuellem Anlass. Auch sollen sie zum Widerspruch reizen. Und ein bisschen ärgern können sie manchmal schon.

Auch früher war der Häckerling ab und zu ein Ärgernis, aus heutiger Sicht sogar ein bedenkliches. So weiß der Grimm: „häckerling wird gefallenen mädchen am hochzeitstage vor die thür gestreut.“ Nun sind heute die gefallenen Mädchen kein Problem mehr. Wir schlagen uns eher mit gefallenen oder gefallsüchtigen Politikern, Bänkern, Managern. Journalisten, Beamten usw. herum. Ihnen sei daher der eine oder andere Häckerling vor die Tür gestreut. Vor die Tür notabene; denn niemand behauptet, und auch ich werde mich hüten, es zu tun, sie hätten ihn, den Häckerling, im Kopf.

Schließen wir mit einem Satz von Gottfried August Bürger: „Der Mann, der das Wenn und das Aber erdacht, hat sicher aus Häckerling Gold schon gemacht.“ Die schöne Müllerstochter im Märchen, die aus Stroh (Häckerling) Gold spinnen sollte, kam dabei allerdings ganz schön ins Schwitzen und handelte sich nachhaltige Probleme ein.

2 Antworten auf „Unbekömmlicher Häckerling“

Herzlichen Glückwunsch und willkommen in der wunderbaren Welt des “Web 2.0”. Das sieht ja schon viel versprechend (oder gar vielversprechend?) aus!

ich möcht so gern ein Häckerling in meines Vaters Strohsammlung sein – oder so ähnlich…
Besonders schön finde ich das Bürger-Zitat.
Hoffentlich entstehen interessante Korrespondenzen und keine Zerhackstückungen!

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